Frederic Wianka
liest aus seinem Roman „Die Wende im Leben des jungen W.“
Der Erzähler berichtet in einem Brief von seinem Heranwachsen in der DDR, von Schule, Lehre, FDJ und vormilitärischer Ausbildung, von dem ersten Urlaub mit einem Freund in Ungarn 1989. Er berichtet von seiner Flucht nach Berlin, die Stadt, die niemals ist, die immer nur wird, die vor dem Ereignis des Mauerfalls verspätet erscheint, und von seinen anschließenden Versuchen, dass Leben zu meistern. Was bedeutet „Flucht“, wenn es keine Heimat mehr gibt? Was ist „Scheitern“ für einen Menschen, der sich von allen Möglichkeiten abgesondert sieht, sozialisiert für ein System, das es auf einmal nicht mehr gab?
In seinem Briefroman reflektiert der Autor Begriffe, die eine ganze Generation geprägt haben.
Frederic Wianka studierte nach der Wende in Berlin Geschichte, Politikwissenschaften und Soziologie. In seinen Texten befasst sich Wianka mit den Erfahrungen aus zwei Systemen, den Instrumentalisierungen, denen das Individuum in beiden unterworfen ist, der beinah zwingenden Unvereinbarkeit von Prägung und aktueller Realität.
2010 gewann er den Günter Bruno Fuchs Literaturpreis.
Foto: Catharine J. Nicely