Die Historischen Kuranlagen
Im Jahre 1704 stößt man bei Grabungen auf dem Gelände des heutigen Kurparks durch Zufall auf Quellwasser, dessen rötliche Färbung rätselhaft erscheint. Der angesehene Hallesche Universitätsprofessor Friedrich Hoffmann prüft dieses Wasser und bescheinigt, ‚dass es ein gesund Wasser sey, welches in vielen sonderlich langwierigen Kranckheiten (…) mit nicht geringem Nutzen würde können gebrauchet werden.‘
Die regierende Herzoginwitwe Erdmuthe Dorothea zu Sachsen-Merseburg erwirbt das Grundstück in der Nähe des Schlosses und veranlasst die bauliche Fassung der Quelle mit einer hölzernen Balustrade. Es entstehen bescheidene Gebäude und gärtnerische Anlagen, die um 1710 die Aufnahme des regulären Kurbetriebes erlauben. 1713 lässt Herzog Moritz Wilhelm einen Badearzt und ein Brunnenmeister bestellen. Berichte über ungewöhnliche Heilerfolge verbreiten sich schnell und verschaffen dem neuen Badeort regen Zulauf aus nah und fern. 1735 wird bei der Quelle ein Spielsalon eingerichtet, um den Kurgästen den Aufenthalt im Bade kurzweilig zu gestalten.
Mit dem Tode Herzog Heinrichs stirbt die 1656 eingerichtete Sekundogenitur Sachsen-Merseburg aus, Land und Leute kehren zu Kursachsen zurück und werden fortan wieder aus Dresden regiert. Damit enden für Lauchstädt Jahrzehnte der unmittelbaren Förderung durch die Merseburger Herzöge, denen der anmutige Badeort vor den Toren ihrer Residenz stets am Herzen gelegen hatte.
Erst 1775 besucht das jugendliche sächsische Kurfürstenpaar den damals zwei Tagesreisen von Dresden entfernten Badeort. Bei der Kurfürstin bewirkt das Bad in der Lauchstädter Quelle Besserung ihrer körperlichen und seelischen Beschwerden. Die Mutter, die Brüder und der Erste Minister des Kurfürsten, Graf Marcolini, reisen mit zahlreichem Gefolge nun ebenfalls nach Lauchstädt. Man beschließt, die in die Jahre gekommenen Badeanlagen zu erneuern.
Der aus Dresden stammende Architekt Johann Wilhelm Chryselius wird beauftragt, einen Generalplan zu entwerfen. Dieser Aufgabe entledigt sich der junge, beim sächsischen Militär zum Architekten ausgebildete Baumeister mit Gespür für die örtlichen Gegebenheiten und mit künstlerischem Geschick. Die von ihm entworfenen Kuranlagen begeistern die Zeitgenossen mit ihrer Eleganz. Lauchstädt gewinnt den Ruf eines Luxus- und Modebades. Im Juli 1780 kann der Kurfürst mit einem festlichen Souper den Tanz- und Speisesaal eröffnen. Der daneben befindliche Douche-Pavillon gilt den Zeitgenossen als technisches und medizinisches Wunderwerk.
Mit der Fertigstellung der Badeanlagen um 1784 hat Lauchstädt den Zenit seiner Bedeutung als Badeort des sächsischen Grand Siècle erreicht. Der 1778 eröffnete und 2016 restaurierte Douche-Pavillon ist heute ein Museum zur Geschichte des Mineralischen Bades und kann besichtigt werden.
Hinweis: die historischen Schwarz-weiß-Fotos entstanden nach der letzten Restaurierung des Theaters 1968.