Das Festspiel der deutschen Sprache
Kammersängerin Prof. Edda Moser gründete das Festspiel der deutschen Sprache im Jahre 2006 in Rudolstadt und verlegte die Veranstaltung ein Jahr später auf Anraten von Bundesaußenminister a.D. Hans Dietrich Genscher in das Goethe-Theater in Bad Lauchstädt.
Im Goethe-Theater Bad Lauchstädt gewann das Festspiel bis zur Gegenwart beträchtlich an Format und Ausstrahlung. Heute ist es nicht nur eine feste Größe im Kulturkalender des Landes Sachsen-Anhalt und der angrenzenden mitteldeutschen Kulturregion. Seit 2019 fördert die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien das Festspiel der deutschen Sprache, welches inzwischen Besucher aus dem gesamten Bundesgebiet, Österreichs und der Schweiz anzieht.
Zu den langjährigen Förderern des Festspiels der deutschen Sprache gehören neben dem Bund und dem Land Sachsen-Anhalt private Förderer, wie die Saalesparkasse, die Deutsche Post Stiftung und Dr. Klaus Zumwinkel, Bertelsmann, die Honymus-Stiftung Merseburg sowie die SPD-Bundestagsabgeordnete Katrin Budde und der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, der zugleich Schirmherr des Festspiels ist.
Das Festspiel fördert und feiert die deutsche Sprache als Kulturleistung und ‚portatives Heimatland‘ aller Menschen weltweit, die in deutscher Sprache sprechen und schreiben. Das Festspiel der deutschen Sprache wird jedes Jahr im Herbst in Bad Lauchstädt veranstaltet.
Das 18. Festspiel der deutschen Sprache findet vom 28. September bis 20. Oktober 2024 in Bad Lauchstädt statt.
Foto: © David Nuglisch
Meine Damen und Herren , meine lieben Freunde!
Jeder von uns hat eine Heimat. Eine Heimat, die in den meisten Fällen zugänglich ist, ohne Furcht, einfach selbstverständlich. Da man – in unserem Falle – seine Heimat nicht mühselig und mit Opfern verbunden, betreten kann, gibt man sich nicht sonderlich Mühe, sie zu finden.- Genauso verhält es sich mit der eigenen Sprache. In unserem Falle mit der deutschen Sprache…Sie ist da. Zuverlässig von morgens bis abends, wie ein gutmütiger Knecht, wie ein langjähriger Ehepartner, mit dem man sich scheinbar keine Mühe mehr geben muss…Wenn man aber plötzlich erstaunt feststellt, daß der Partner den Hut genommen und sich davon gemacht hat, dann ist der Schrecken groß. Ein bisschen geht es uns so mit unserer Sprache.
Sie hat schon die Klinke in der Hand, in Gestalt von Anglizismen, Verrohung, falscher Grammatik, Nachlässigkeit der Diktion, Reduktion auf wenige Begriffe wie „Spaß“ oder „spannend“. Und täglich nimmt die Faulheit zu, welche verhindert, der Schönheit unserer Sprache endlich wieder Tür und Tor zu öffnen, um der eigenen Persönlichkeit Kraft, Individualität und Einmaligkeit zu verleihen.
Ich stehe nun hier, um daran zu erinnern, daß man einen wunderbaren Freund hat: Was ist denn ein Freund?
Ein Freund ist jemand, der dir die Melodie deines Herzens vorsingt, wenn du sie längst vergessen hast.
Da kommt dann erschwerend hinzu, daß der Freund zu allem Elend krank ist. Die Krankheit heißt „Verkümmerung“.
Wir wissen: wenn ein Teil unseres Körpers nicht benutzt wird, verkümmert dieser, ob es das Gehirn oder die Beine sind. In unserem Fall ist es die deutsche Sprache.
Natürlich verlangt man nicht, daß Thomas Mann oder Goethe, Ingeborg Bachmann oder Walther von der Vogelweide von jedermann gelesen wird, aber wenn man die Gnade einer Liebesbeziehung oder den Verlust dieser in eine sprachliche Form bringen will, da fehlen dann die Worte. Goethe fand sie für uns:“ und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt, gab mir ein Gott zu sagen, wie ich leide“. Die ist nicht jedem gegeben, und so bringt man sich um den Gewinn, den Trost des Wortes zu nutzen.- An dieser Krankheit leiden die Verkünder der Heiligen Schrift, manche Verkünder des Gesetzes, die Lehrer in den Schulen, die Eltern daheim, die Erfolgreichen, die weniger Erfolgreichen …
Die Sprache ist eine Brücke zum anderen; man soll sich ruhig trauen, diese Brücke zu betreten; sie hält….. noch! Noch ist sie nicht morsch.
Grad neulich sagte einer : „in hundert Jahren spricht kein Mensch mehr deutsch“ … Wehe, wenn er recht hat!- Denn dann sind wir niemand mehr.
„Ein Volk geht nicht zugrunde an verlorenen Kriegen, sondern dadurch, daß es von innen entkräftet, seine Sprache, Hochsprache seiner Dichter und Denker aufgibt, also Hochverrat an sich selbst begeht. Die Sprache ist gleichsam der Leib des Denkens“ sagt Hegel.-Wer seine Sprache nicht achtet und liebt, kann sein Volk auch nicht lieben.- Achten und lieben wir unsere Sprache, die zerbrechlich ist, wie die von Ulf Reiter, dem Astronauten, beschriebene Erde und Atmosphäre: silberblau und fragil. Sprache ist Schöpfung! Auf daß wir nicht die Dornenkrone unserer Schöpfung werden!
Ich danke Ihnen!
Ihre Edda Moser
Impressionen 2023